Leseempfehlung

„Was von Corona übrig bleibt. Erwerbsarbeit, Sozialstruktur, gesellschaftliche Folgen“

Wie andere Krisen hat die Corona-Pandemie gleichzeitig bestehende gesellschaftliche Herausforderungen verschärft und Impulse für nachhaltige Veränderungen gesetzt. In diesem Sammelband ziehen Expert*innen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung eine wissenschaftliche Bilanz verschiedener entsprechender Aspekte der Coronakrise, darunter die Organisation von Erwerbsarbeit, die Verteilung von Sorgearbeit, die soziale Ungleichheit, die beruflichen Perspektiven junger Menschen und das Vertrauen in die politisch Verantwortlichen, u.a. bei Müttern, die oft besonders stark belastet waren. Grundlage für die Analysen sind Daten aus der Erwerbspersonenbefragung der Hans-Böckler-Stiftung, die in insgesamt zwölf Wellen zwischen April 2020, dem Zeitpunkt des ersten Lockdowns, und November 2023 durchgeführt wurde.

Fazit der Mit-Herausgeberin Prof. Dr. Bettina Kohlrausch ist u.a., „dass der Sozialstaat immer noch stark auf den Schutz des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses ausgerichtet ist.“ Insbesondere unbezahlte Sorgearbeit, die in erster Linie von Frauen geleistet wird, sei anscheinend „gar nicht richtig als Arbeit anerkannt“ worden. Mütter, in deren Familien die Betreuungsarbeit relativ gleich verteilt war, konnten ihre Erwerbsarbeitszeit zwar sehr schnell wieder ausweiten. Jedoch reduzierte etwa ein Drittel der Mütter ihre Erwerbsarbeitszeit stark, wobei Mütter, die hauptverantwortlich für die Kinderbetreuung sind, überrepräsentiert waren. In der sozialstaatlichen Absicherung spielte unbezahlte Sorgearbeit so gut wie keine Rolle. Gleichzeitig hat die Pandemie nach der WSI-Analyse aber auch dazu geführt, dass sich neue, flexiblere Arbeitsmodelle etabliert haben, die vielen Beschäftigten eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen.

Bettina Kohlrausch, Eileen Peters, Karin Schulze Buschoff (Hg.): Was von Corona übrig bleibt. Erwerbsarbeit, Sozialstruktur, gesellschaftliche Folgen, Campus Verlag 2025