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Strategierahmen für die ökonomische Gleichstellung 2030
Was braucht es, damit die ökonomische Gleichstellung von Frauen und Männern vorankommt? Mittels Expertisen zum verfassungsrechtlichen Mandat, zum Ziel, zu gesellschaftlichen Werten und Wirklichkeiten und zu konsensfähigen Vorschlägen haben Wissenschaftler*innen auf Einladung der Gleichstellungsabteilung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Ende 2024 aus Anlass des 30. Jubiläum des Staatsziels Gleichstellung einen Strategierahmen für die ökonomische Gleichstellung 2030 vorgestellt und damit die erste Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung weiterentwickelt.
Die Autor*innen zeigen, welche volkswirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Potenziale ökonomische Gleichstellung freisetzen kann und welche Einstellungen und Wünsche der Gesellschaft zu berücksichtigen sind. Der Strategierahmen setzt sich aus folgenden Beiträgen zusammen, denen jeweils umfängliche Studien zugrunde liegen:
- Ute Sacksofsky: Ökonomische Gleichstellung – ein Verfassungsauftrag
- Dagmar Weßler-Poßberg und Oliver Ehrentraut: Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Dimensionen fehlender ökonomischer (Un)Gleichheit zwischen Frauen und Männern
- Martin Bujard: Kinderwünsche, Care-Arbeit und Erwerbstätigkeit: Welche Rahmenbedingungen junge Erwachsene und Eltern brauchen
- Miriam Beblo: „Nachhaltige Ökonomische Eigenständigkeit“ als notwendige Bedingung
- Simone Kaiser und Jessica Wulf: Wirtschaftliche Eigenständigkeit: Ein Ziel mit großer Bedeutung für Bürgerinnen und Bürger
- Silke Borgstedt und Franziska Jurczok: Wirtschaftliche Eigenständigkeit: Wunsch und Wirklichkeit Teil 3: Auf dem Weg zur ökonomischen Gleichstellung: Gesellschaftliche Ausgangsbedingungen und Potenziale von Neujustierungen
- Katharina Wrohlich: Ist die Gesellschaft bereit für Reformen? Wünsche und Einstellungen zur Erwerbs- und Care-Arbeit von Frauen und Männern
- Tom Krebs: Kosten ökonomischer Ungleichstellung
In seiner bereits veröffentlichten Studie „Gesamtwirtschaftliche und fiskalische Auswirkungen verbesserter Rahmenbedingungen zur Gleichstellung von Frauen“ hebt Prof. Dr. Tom Krebs hervor, dass die Erwerbseinkommenslücke von Frauen mit Kindern oder Pflegebedürftigen mit einem massiven Ausbau von Angeboten von Kitas und Schulen, ambulanten bzw. teilstationären Pflegediensten zwar sinken, aber immer noch bei knapp 50 Prozent liegen würde.
Fazit: „Es braucht … auch monetäre Anreize bzw. die Abschaffung bestehender Fehlanreize, um eine gleichberechtigte Beteiligung an Care-Arbeit von Frauen und Männern in entsprechenden Lebensphasen neben der Fortsetzung substanzieller Erwerbstätigkeit stärker zu fördern.“ Die Studie untersucht eine Pauschalleistung von 300 Euro monatlich über eine Dauer von maximal 12 Monaten für vollzeitnah erwerbstätige Paare und Einzelpersonen als Instrument zur Unterstützung substanzieller Erwerbstätigkeit und partnerschaftlicher Aufgabenteilung und legt dessen Effektivität dar. Grundlage sind Einzelfallbeispiele und Simulationsrechnungen von Dr. Lena Calahorrano und Kolleg*innen am Fraunhofer-Institut für angewandte Informationstechnik.