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Prognos: Fehlende Gleichstellung kostet wirtschaftliche Leistung

Eine aktuelle Prognos-Studie belegt: Gleichstellung lohnt sich – nicht nur gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich. Obwohl 78 Prozent der Frauen in Deutschland im erwerbsfähigen Alter einer Tätigkeit nachgehen, sind fast fünf Millionen von ihnen nicht erwerbstätig, und mehr als die Hälfte der berufstätigen Frauen arbeitet in Teilzeit. Gleichzeitig leisten Frauen rund 72 Milliarden Stunden unbezahlte Carearbeit im Jahr. Zum Vergleich: Das gesamte Arbeitsvolumen der Volkswirtschaft beträgt 60,6 Milliarden Stunden. Diese enorme Arbeitsleistung bleibt für den Arbeitsmarkt unsichtbar – mit weitreichenden Folgen für Wachstum, Innovation und soziale Gerechtigkeit.

Laut der Studie von Dr. Dagmar Weßler-Poßberg, Dr. Claire Samtleben und Evelyn Stoll liegt im Abbau struktureller Hürden ein gewaltiges wirtschaftliches Potenzial. Fehlende Gleichstellung kostet nicht nur individuelle Karrierechancen, sondern auch volkswirtschaftliche Leistung. Würden Frauen ihre Arbeitszeit im Durchschnitt um fünf Stunden pro Woche erhöhen, stiege das Bruttoinlandsprodukt spürbar. Gleichstellung ist also ein entscheidender Hebel für eine zukunftsfähige Politik und eine resiliente Volkswirtschaft.

Die Studie gibt konkrete Handlungsempfehlungen: Der Ausbau der öffentlichen Care-Infrastruktur – wie Kitas, Ganztagsschulen und Pflegeangebote – ist ebenso entscheidend wie die faire Verteilung unbezahlter Sorgearbeit innerhalb von Paarbeziehungen. Wenn Männer mehr Carearbeit übernehmen, schaffen sie Spielräume für die Erwerbstätigkeit ihrer Partnerinnen.

Die zentralen Ergebnisse der Studie wurden unter anderem im Rahmen der Konferenz „Ökonomische Gleichstellung 2030“ im November 2024 vorgestellt, auf der auch die damalige Bundesfamilienministerin Lisa Paus betonte, dass Gleichstellung ein Verfassungsauftrag sei. Der gesellschaftliche Wandel hin zu echter Chancengleichheit muss jetzt aktiv gestaltet werden. Das BMBFSFJ hat die Erkenntnisse als Beitrag im „Strategierahmen ökonomische Gleichstellung 2030“ veröffentlicht.

Die vollständige Studie ist hier zu finden.