Corona Krise: Wir brauchen einen Aufbruch zu mehr Geschlechtergerechtigkeit!

Berlin, 26. Mai 2021

Frauengesundheitstag, 28. Mai: Die Pandemie entlarvt zunehmend die anhaltende Ungleichheit der Geschlechter; und verstärkt sie gleichzeitig. So führt die Corona-Krise zu einer Verschärfung der sogenannten Sorgelücke. Druck und Mehrfachbelastung steigen für Frauen im erheblichen Maße. Dies hat nicht nur zu Folge, dass Frauen unter Erschöpfung und Burnout leiden, sondern führt auch dazu, dass ihre finanzielle Existenzsicherung gefährdet ist.

Mehr als 15 Monate Corona-Pandemie bleiben nicht ohne Konsequenzen – die vielfach zu Lasten von Frauen gehen. Geschlossene Kitas und Schulen sowie der Wegfall von anderen externen Betreuungsmodellen stellen Mütter vor eine Zerreißprobe, die sich kaum mit einer existenzsichernden Erwerbstätigkeit und persönlichen Bedürfnissen vereinbaren lässt. So haben die Lebenszufriedenheit und das Wohlbefinden von Müttern, insbesondere von Müttern mit jungen Kindern, deutlich abgenommen wie aktuelle Daten aus der COMPASS-Befragung belegen. Frauen geben bei Umfragen häufiger eine hohe Belastung an als Männer. Neben Alleinerziehenden sind pflegende Angehörige besonders stark betroffen. So sieht das Bündnis Sorgearbeit fair teilen auch im Bereich der Angehörigenpflege keinerlei Anzeichen für eine ausgewogene Aufteilung der Pflegearbeit. Im Gegenteil: Die Unterstützung Pflegebedürftiger war schon vor der Pandemie unzureichend, in der Krise ist es zu einer weiteren Verschlechterung der Situation gekommen. Dies betrifft vor allem Frauen, die täglich vor der schwierigen Herausforderung stehen, Pflege und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ohne dabei selbst auszubrennen. Im Bereich Kinderbetreuung und Hausarbeit zeichnet sich zwar zumindest zeitweise eine ausgewogenere Aufteilung zwischen den Geschlechtern ab, die vor allem auf Faktoren wie mobiles Arbeiten von Zuhause oder Kurzarbeit zurück zu führen ist. So haben diese (temporären) Maßnahmen teilweise zu einer größeren Beteiligung von Männern an Sorgearbeit geführt. Doch auch wenn das Bündnis diese Tendenz begrüßt und für einen Ausbau der positiv wirkenden Rahmenbedingungen plädiert, kann momentan (noch) nicht von einem anhaltenden Trend Richtung Gleichberechtigung die Rede sein. Vielmehr führen die Instrumente zu Eindämmung der Pandemie dazu, dass der Anteil der Familien, in denen die Frauen Kinderbetreuung und Hausarbeit fast vollständig alleine übernehmen, zugenommen hat. Hier scheint es sogar Beharrungstendenzen zu geben. Eine Entwicklung, die es wachsam zu beobachten gilt. Die Corona-Krise bringt die grundsätzliche Problematik des Ungleichgewichts bei der Verteilung der Sorgearbeit in Deutschland klar auf den Tisch: Frauen schultern den Hauptteil der privat geleisteten unbezahlten Sorgearbeit. Die bloße Rückkehr zum Status Quo vor Corona kann daher nicht Ziel politischer Maßnahmen sein. Vielmehr braucht es einen gleichstellungspolitischen Aufbruch! Das Bündnis Sorgearbeit fair teilen fordert die Politik auf, sich die gerechtere Verteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern zum Ziel zu setzen. Die Instrumente zur Förderung der gleichberechtigen Aufteilung von Sorge- und Erwerbsarbeit in den verschiedenen Sorgebereichen müssen ausgebaut werden. Wir pochen auf Maßnahmen, die die stärkere Beteiligung von Vätern an der Kindererziehung sowie von Männern an der Pflege fördern. Zudem müssen strukturelle Rahmenbedingungen, die eine ungleiche Verteilung der Sorgearbeit begünstigen, verändert werden; so fordern wir u.a. Veränderungen im Steuersystem. Das Bündnis Das zivilgesellschaftliche Bündnis „Sorgearbeit fair teilen“ setzt sich für die geschlechtergerechte Verteilung unbezahlter Sorgearbeit ein. Seine 13 Mitgliedsverbände haben es sich zum Ziel gesetzt, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft für das Thema und die Auswirkung des so genannten Gender Care Gaps zu sensibilisieren und die Sorgelücke zu schließen.